Die Frage nach dem offenen Umgang mit der Erkrankung beschäftigt nicht nur Menschen, die ihren ersten Anfall erlitten oder vor kurzem die Diagnose bekamen. Auch Veränderungen der privaten oder beruflichen Situation können dazu führen, dass sich Epilepsie-Patient:innen fragen, mit wem und zu welchem Zeitpunkt sie über ihre Erkrankung reden sollten - und welche Informationen sie dabei weitergeben sollen. In manchen Situationen besteht die Verpflichtung, die Epilepsie anzugeben, auch wenn nicht danach gefragt wird. Dies ist zum Beispiel der Fall beim Abschluss einer Lebensversicherung oder privaten Krankenversicherung sowie bei der Übernahme in ein Beamtenverhältnis.
Es ist verständlich, wenn es Menschen mit Epilepsie schwerfällt, über ihre Krankheit offen zu sprechen, da sie leider immer noch mit Unverständnis und Ablehnung in der Gesellschaft rechnen müssen. Inwieweit es dennoch notwendig ist, offen mit der Epilepsie umzugehen, ist auch von der Anfallsform und -häufigkeit abhängig. Auch in Situationen, in denen es den Betroffenen überlassen bleibt, ob sie ihre Erkrankung mitteilen wollen oder nicht, z. B. gegenüber Partner:innen, dem Freundeskreis, Arbeitskolleg:innen, Mitstudierenden oder Bekannten aus dem Umfeld wie Sportvereinen oder Reisegruppen, kann das Ansprechen von Epilepsie von Vorteil sein, wenn die Epilepsie-Patient:innen nicht anfallsfrei sind oder mit Einschränkungen leben müssen und deshalb auf ein gewisses Verständnis und Rücksichtnahme durch die Mitmenschen angewiesen sind. Darüber hinaus mindert es die Last, die Krankheit zu verheimlichen, die Angst, entdeckt zu werden, und die Gefahr, dass bei einem Anfall nicht sachgemäß reagiert wird.