Zwei Frauen und ein Mann stehen in einem Garten und lächeln in die Kamera.Zwei Frauen und ein Mann stehen in einem Garten und lächeln in die Kamera.

Epilepsie im Alter:
Eine gut behandelbare Erkrankung

Ein Großvater hält sein Enkelkind auf dem Arm.

Epilepsien gehören weltweit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und können Menschen jeden Alters betreffen. Zwar werden Epilepsien fälschlicherweise oft als Erkrankungen des Kindesalters betrachtet, grundsätzlich gibt es jedoch auch viele ältere Patient:innen mit Epilepsie. Tatsächlich sind Epilepsien die dritthäufigsten Erkrankungen des Nervensystems im höheren Alter – und weil wir immer länger leben, ist zu erwarten, dass die Zahl älterer Menschen mit einer Epilepsieerkrankung weiter ansteigt. Man geht davon aus, dass in Deutschland viele Tausende Menschen jenseits des 60. Lebensjahres von einer Epilepsie betroffen sind.

Eine Epilepsie kann in jedem Alter zum ersten Mal auftreten

Die gute Nachricht vorweg: Epilepsien bei älteren Menschen sind – unter Berücksichtigung der altersbedingten Besonderheiten – gut behandelbar, vor allem mit modernen anfallssuppressiven Medikamenten. (Als anfallssuppressive Medikamente bezeichnet man Arzneimittel, die das Auftreten von Anfällen idealerweise verhindern.) Dabei macht es für die Diagnose und Therapie durchaus einen Unterschied, in welcher Lebensphase die Epilepsieerkrankung erstmals aufgetreten ist. So werden bei Epilepsien im höheren Lebensalter zwei Gruppen von Patient:innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Problemen unterschieden:

  • Patient:innen, die bereits in jungen Jahren an Epilepsie erkrankt sind;
  • Patient:innen, bei denen die Epilepsie erstmals im höheren Lebensalter (jenseits des 60. oder des 65 Lebensjahres) aufgetreten ist – diese Epilepsieerkrankungen werden auch als „Altersepilepsien“ bezeichnet.

Unterschiedliche Ansprüche an Diagnose und Therapie

Patient:innen mit einer seit vielen Jahren bestehenden Epilepsie haben die Diagnose oft schon in der Kindheit oder Jugend erhalten und sind damit im Laufe der Zeit im besten Fall Expert:innen für ihre Erkrankung geworden. Werden diese Patient:innen älter, stellt sich häufig die Frage, ob die Epilepsie-Therapie angepasst werden sollte – sei es, dass andere anfallssuppressive Medikamente eingesetzt werden, oder dass die bisher verwendete Medikamentendosis verändert wird.

Eine ältere Patientin und eine Ärztin unterhalten sich im Besprechungszimmer.

Epilepsien, die erst im höheren Lebensalter auftreten, sind oft schwieriger zu diagnostizieren: Bei älteren Menschen werden neu auftretende Anfallserkrankungen zunächst oft nicht erkannt, oder sie werden mit anderen Leiden verwechselt. Vor allem zu Beginn der Erkrankung sind die Symptome einer „Altersepilepsie“ nicht immer mit Krämpfen verbunden, sondern äußern sich durch weniger typische oder leicht zu übersehende Symptome wie Schwindel, Gedächtnislücken oder kurze Aussetzer.

Zudem fällt es älteren Menschen manchmal schwer, den Anfall genau zu beschreiben, oder es fehlen nahestehende Angehörige, die ihre Beobachtungen schildern könnten. Ist eine „Altersepilepsie“ aber erst einmal erkannt, lässt sie sich in der Regel gut behandeln: Bis zu 80 % der Patient:innen, deren Anfälle im höheren Lebensalter begonnen haben, werden unter einer konsequenten Behandlung mit anfallssuppressiven Medikamenten anfallsfrei.

Medikamente: Verträglichkeit als wichtiges Auswahlkriterium

Bei älteren Patient:innen sollten bevorzugt anfallssuppressive Medikamente mit einem geringen Risiko für Neben- und Wechselwirkungen gewählt werden. Berücksichtigt werden dabei immer auch mögliche Begleiterkrankungen und Begleitmedikamente der Patient:innen. Ältere Patient:innen benötigen in der Regel geringere Dosierungen der anfallssuppressiven Medikamente als jüngere Patient:innen. Profitieren können ältere Menschen mit Epilepsie zudem von Wirkstoffen, die in verschiedenen Darreichungsformen (Tabletten, Sirup, Injektions- oder Infusionslösung) verfügbar sind – und daher beispielsweise auch bei Schluckbeschwerden eingesetzt werden können.

Generell lohnt es sich für Betroffene, die eigene Erkrankung im Blick zu behalten. Dank intensiver Forschung wird das Wissen über Epilepsien und anfallssuppressive Medikamente kontinuierlich erweitert – eine Entwicklung, von der dann eventuell auch ältere Patient:innen mit Epilepsie profitieren können.

Erhalt von Selbstständigkeit und Lebensqualität

Die Diagnose einer chronischen Erkrankung wie einer Epilepsie kann Betroffene zunächst verunsichern. Eine Epilepsieerkrankung bedeutet jedoch in der Regel nicht, dass die Patient:innen kein aktives und selbstbestimmtes Leben führen können. Bei älteren Patient:innen mit neu aufgetretener Epilepsie ist es ein wichtiges Ziel, die Selbstständigkeit und Lebensqualität so gut wie möglich zu erhalten. Mit einer guten ärztlichen Betreuung und den derzeit verfügbaren anfallssuppressiven Medikamenten haben ältere Menschen mit Epilepsie gute Aussichten, ein Leben ohne größere Einbußen der Lebensqualität zu führen – unabhängig davon, ob sie schon lange mit der Krankheit leben oder die Diagnose erst kürzlich erhalten haben.

Alltagstipps für ältere Patient:innen mit Epilepsie

Auch für ältere Patient:innen mit Epilepsie gilt: Anders als bei anderen Krankheiten kann es bei Epilepsieerkrankungen gravierende Folgen haben, wenn die regelmäßige Einnahme der Medikamente nicht eingehalten wird – nämlich dann, wenn nach längerer Anfallsfreiheit dadurch wieder ein Anfall „durchbricht“. Vielen Menschen fällt es schwer, Medikamente über einen längeren Zeitraum regelmäßig anzuwenden. Es gibt jedoch einige Tipps und Hilfestellungen, die dabei helfen können:

Fokus auf die Hände einer Frau, die Medikamente in eine Tablettenbox sortiert
  • Eine Erinnerungsfunktion auf dem Smartphone oder eine geeignete App können dabei helfen, stets rechtzeitig an die Einnahme der Medikamente zu denken.
  • Ein von der Ärztin/dem Arzt erstellter Medikamentenplan (Medikationsplan) hilft, den Überblick über die einzunehmenden Arzneimittel zu behalten. Auf einen solchen Plan haben alle Patient:innen Anspruch, die gleichzeitig drei oder mehr Medikamente einnehmen müssen.
  • Das Einbinden der Medikamenteneinnahme in die tägliche Routine (z. B. vor dem Zähneputzen) kann dabei helfen, die Medikamente pünktlich anzuwenden. Auch kleine Merkzettel – zum Beispiel am Kühlschrank – können eine gute Gedächtnisstütze sein.

Generell kann bei älteren Menschen mit Epilepsie eine gezielte Anpassung des Lebensstils dazu beitragen, Anfälle zu vermeiden oder zu reduzieren. Wichtig sind dabei vor allem die Einhaltung eines regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus mit ausreichend langem Schlaf sowie ein zurückhaltender Umgang mit Alkohol. Unter Berücksichtigung der Art und Häufigkeit der Anfälle sollte zudem eine sichere häusliche Umgebung geschaffen werden, die Gefahren minimiert. In welchen Bereichen besteht eventuell ein erhöhtes Risiko, sich und andere durch die epileptischen Anfälle zu verletzen, und wie kann dieses Risiko möglichst klein gehalten werden? Bei älteren Patient:innen, die häufiger allein sind, kann ein tragbares Meldesystem, das bei Anfällen einen Notruf absetzt, die Sicherheit zusätzlich erhöhen.

Zuletzt die vielleicht wichtigste Botschaft: Auch ältere Patient:innen mit Epilepsie müssen sich nicht allein fühlen! Ob im Austausch mit erfahrenen Ärzt:innen, der Familie oder dem Freundeskreis – es gibt viele Möglichkeiten für Betroffene, Unterstützung zu erhalten, die auf ihre Lebenssituation zugeschnitten ist. Weitere Informationen finden Menschen mit einer Epilepsieerkrankung auch bei verschiedenen Selbsthilfegruppen. Ein guter Anlaufpunkt für wichtige Informationen und Kontaktadressen ist die Internetseite der Deutschen Epilepsievereinigung e. V. (epilepsie-vereinigung.de).

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Letzte Aktualisierung: März 2024