UCBCares bietet Unterstützung für Menschen bei Epilepsie.UCBCares bietet Unterstützung für Menschen bei Epilepsie.

Impfungen bei Epilepsie

Impfungen schützen nicht nur vor Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Röteln, sondern können auch gegen zahlreiche weitere Infektionskrankheiten vorbeugen. Ziel einer Impfung ist es, nicht nur die Geimpften vor einer bestimmten Erkrankung zu schützen, sondern auch die weitere Ausbreitung auf andere Menschen zu verhindern.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) befürwortet grundsätzlich die Impfung von Kindern, einschließlich Kinder mit neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie. Bei der Überlegung zur Impfung und bei der Auswahl des Impfstoffs sollte die bestehende Grunderkrankung sorgsam berücksichtigt werden. Denn gerade diese Kinder sind durch Infektionskrankheiten gefährdet, sodass der Nutzen jeder Impfung durch die behandelnden Ärzt:innen individuell abgewogen werden sollte. Das RKI führt hierzu aus: „Eine Epilepsie stellt keine generelle Kontraindikation für Impfungen dar. Allerdings sollte immer eine differenzierte, ausgewogene Risiko-Nutzenerwägung […] erfolgen. Für Patienten mit Epilepsie liegt diese in der Regel auf Seiten der Impfung“. Und die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt: „Die im Impfkalender empfohlenen Standardimpfungen sollten auch alle Personen mit chronischen Krankheiten erhalten, sofern keine spezifischen Kontraindikationen vorliegen.“

Mögliche Nebenwirkungen von Impfungen

Bei einer Impfung wird das Immunsystem durch die Konfrontation mit abgetöteten oder abgeschwächten lebenden Krankheitserregern, deren Bestandteilen bzw. Teilen ihres Erbguts zur Bildung von Abwehrstoffen anregt. Darauf kann der Körper mit Beschwerden wie Fieber oder Unwohlsein reagieren. Diese Nebenwirkungen sind Ausdruck der gewünschten Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem verabreichten Impfstoff. Vorbeugend eingenommene fiebersenkende Mittel können bei Kindern mit Fieberkrämpfen in der Vorgeschichte das Risiko eines impfbedingten Fieberanstiegs reduzieren.

Ein Kleinkind wird geimpft.

Der gleiche Impfschutz für alle

Menschen mit Epilepsie sollten grundsätzlich denselben Impfschutz wie alle anderen Menschen aufbauen. Zudem gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Impfungen bei Patient:innen mit Epilepsie häufiger zu Komplikationen führen als bei Patient:innen ohne Epilepsie. Gerade Menschen mit Epilepsie, und vor allem Kinder, sollten einen ausreichenden Impfschutz aufbauen, da Infektionskrankheiten wie beispielsweise Keuchhusten (Pertussis) und Masern vorübergehend oder auch dauerhaft einen negativen Einfluss auf ihre Epilepsie bewirken könnten. Ein weiterer Aspekt stellt die erhöhte Verletzungsgefahr bei Menschen mit Epilepsie dar, denn dadurch steigt die Relevanz eines ausreichenden Tetanusschutzes. Auch der Verlauf von Infektionskrankheiten bei Kindern mit Epilepsie kann schwerwiegender sein als bei Kindern ohne Epilepsie, weshalb es umso wichtiger ist, einer Infektion vorzubeugen.

Nicht empfohlene Impfungen für Menschen mit Epilepsie

Impfungen gegen Cholera, Gelbfieber, Frühsommer-Meningoenzephalitis (aktiv) und Tollwut sollten Menschen mit Epilepsie jedoch nur dann verabreicht werden, wenn sie dringend erforderlich sind. Bei Kindern mit Epilepsie wird meist von Spritzimpfungen (Injektionen) gegen die „Reisekrankheiten“ Typhus, Gelbfieber und Cholera abgeraten. Gegen Typhus steht als Alternative eine Schluckimpfung zur Verfügung. Auch für Erwachsene mit Epilepsie sind die Empfehlungen dieser Spritzimpfungen zurückhaltend.

Obwohl die meisten Menschen mit Epilepsie problemlos geimpft werden können, gibt es einige generelle Einschränkungen, die bei der Impfung von Epilepsie-Patient:innen vom ärztlicher Seite zu beachten sind. So sollten bei Kindern mit Epilepsie während einer Behandlung mit ACTH (adrenocorticotropes Hormon) oder Kortikosteroiden (entzündungshemmende Medikamente) wenigstens drei Monate Abstand zwischen der Behandlung und einer Impfung eingehalten werden. Diese beiden entzündungshemmenden Medikamente werden beispielsweise bei Kindern mit West-Syndrom eingesetzt. Darüber hinaus sollten Ärzt:innen in Zeiten, in denen sehr viele Anfälle auftreten, keine Impfung vornehmen und dies zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, wenn sich die Anfallssituation wieder gebessert hat. Eine völlige Anfallsfreiheit ist dabei nicht zwingend notwendig. Auch bei einer Umstellung der medikamentösen Therapie sollte die Impfung sicherheitshalber vorerst zurückgestellt und zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Bei Schutzimpfungen, die häufig mit Fieber als Impfreaktion einhergehen, sollte vorsorglich ein fiebersenkendes Mittel verabreicht werden.

Epilepsie aufgrund einer Impfung?

Immer wieder werden Berichte veröffentlicht, dass eine Impfung eine Epilepsie ausgelöst habe. Solche Berichte beziehen sich fast immer auf das Dravet-Syndrom . Bei dieser Form der Epilepsie treten die ersten Anfälle meistens dann auf, wenn das betroffene Kind zum ersten Mal hohes Fieber hat, wie beispielsweise infolge einer Impfung. Die Impfung ist allerdings meist nur die Ursache für das Fieber und nicht für den epileptischen Anfall.

Nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Epilepsie (DGfE) bestimmt die Impfung beim Dravet-Syndrom somit zwar oft den Zeitpunkt des Auftretens des ersten sichtbaren Symptoms, sie sei aber nicht die Ursache der Erkrankung. Die DGfE empfiehlt, dass auch Kinder mit bekanntem Dravet-Syndrom die von der STIKO empfohlenen Impfungen erhalten. Um zu verhindern, dass die Impfung Fieber auslöst, in dessen Folge epileptische Anfälle auftreten könnten, sollten gleichzeitig mit oder vor der Impfung fiebersenkende Medikamente gegeben werden.

Corona und Epilepsie: Lassen Sie sich impfen oder zögern Sie noch?

Noch vor wenigen Jahren versuchte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit der Kampagne „Deutschland sucht den Impfpass“, das Thema Impfen wieder stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist der immunisierende Piks in den Arm ein Top-Thema in den Medien, aber auch in öffentlichen und privaten Diskussionen. Denn trotz der Perspektive, die Pandemie durch Immunisierung in den Griff zu bekommen, bestehen bei vielen Menschen Bedenken, ob eine Impfung sicher ist und ob sie sich impfen lassen sollen.

Was ist über die Corona-Impfung bei Epilepsie bekannt?

Generell sollten Menschen mit Epilepsie den gleichen Impfschutz erhalten wie Menschen ohne Epilepsie. Dies gilt nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Epilepsie (DGfE) auch für die Corona-Impfung. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise darauf, dass für Menschen mit Epilepsie ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko bei einer Impfung zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung besteht. Bei der Entscheidung für oder gegen die Corona-Impfung im individuellen Einzelfall können der Nutzen und die Risiken mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Nach jeder Impfung kann es als Teil der Impfreaktion zum Auftreten von Fieber kommen; dies kann bei einigen Menschen mit Epilepsie anfallsauslösend wirken. Auch die Impfstoffe zur Vorbeugung der COVID-19-Erkrankung können zu einer leichten, von Fieber begleiteten Immunreaktion führen. Darauf sollte bei Epilepsie-Patient:innen nach einer Impfung geachtet werden – insbesondere wenn in der Vergangenheit in zeitlichem Zusammenhang mit Impfungen oder mit vorhergehenden Infekten bereits epileptische Anfälle aufgetreten sind. In diesen Fällen raten Expert:innen zu einer Prophylaxe mit fiebersenkenden Mitteln nach der Impfung oder zu einer vorübergehenden Erhöhung der Dosis der Anti-Anfallsmedikamente. Vorsicht ist zudem geboten bei Patient:innen mit autoimmun-assoziierten Epilepsien, die entweder krankheitsbedingt immungeschwächt sind oder im Rahmen ihrer Behandlung immunsupprimierende Medikamente wie Kortikosteroide, Azathioprin oder bestimmte Antikörper erhalten. In diesen Fällen sollten die Betroffenen eine Impfung gegen COVID-19 mit dem behandelnden ärztlichen Personal besprechen.

Da Menschen mit Epilepsie der STIKO zufolge kein erhöhtes Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken, besteht für sie auch keine generelle Priorisierung für die Impfung. Relevante Begleiterkrankungen oder schwere Grunderkrankungen (z. B. chronische Nierenerkrankung, Diabetes mellitus) können jedoch zu einer vorgezogenen Impfung führen. Auch hier ist das Gespräch mit dem behandelnden ärztlichen Personal sicher hilfreich, um die Dringlichkeit der Immunisierung zu klären.

DE-DA-2300094
Letzte Aktualisierung: Oktober 2023